1965 brachte einige große Änderungen für mich, daher war es keine schlechte Idee, etwas Geld zu verdienen. Also spielte ich zusammen mit Schlagzeuger Alwin Hildebrandt im Bar-Trio des Pianisten Ludwig Ebert. Wir nannten uns nach dem Sternensystem Alpha Centauri und tourten durch die Hotel- und Tanzbars im Umkreis von Bielefeld.
Ich hatte mich schon seit einiger Zeit mit elektrisch verstärkten Instrumenten beschäftigt, und nun kam die Zeit für eine Umstellung. Am 15. Mai 1965 kaufte ich meinen ersten E-Bass, einen Höfner, gebraucht, für 250 DM. Von Fritz Rost, der ein Original und so etwas wie das Bielefelder Äquivalent zu Jim Marshall war, kaufte ich meine erste Lautsprecherbox mit einem 12inch / 30cm Lautsprecher, der einen elektrodynamischen Magneten hatte. Mein erster Verstärker war ein 35 Watt "Organist" von Radio-RIM in München. Alles funktionierte zufriedenstellend. Laut genug für ein Bar Trio und die Box passte auch gerade auf den Rücksitz meines 1959er Peugeot 403.
Hier sitzen wir zusammen an der Bar, im Januar 1966: Ludwig, Ernst und Alwin (von links)
Frage mich niemand, was "Fyler" denn bedeuten sollte - es war einfach nur der Name eines Tanz-Quintetts, umsichtig geleitet vom Pianisten Wilfried Wefelmeier. Für mich war es ein Aufstieg in eine "echte" Band: swingend, jazzig, aber auch sehr gut bei Tisch- und Konzertmusik.
Walter Müller war einfach ein perfekter Klarinettist, ausgebildet von seinem Vater Walter Müller, der zu der Zeit Leiter der weit über die Region hinaus bekannten Blaskapelle Teutoburger Jäger war. Und Peter Ilskensmeier war einfach ein traumhaft swingender Schlagzeuger. Seine Hi-Hat ließ er meist im doppelten Tempo laufen, und das war schon etwas.
Dies war die Besetzung (von links):
Und hier noch einmal mit Peter Ilskensmeier in der Kellerbar "Bei Jonathan".
1968 brach ich schließlich meine letzten Verbindungen zu Bielefeld ab und zog ganz nach Hannover. Trompeter Dieter Schön, der nicht nur im Hannoverschen Polizeimusikkorps, sondern auch in den Swing Big Bands spielte, die wir zu jener Zeit gründeten, engagierte mich und nahm mich mit in ein Dorf, 30km entfernt von Hannover und direkt an der Autobahn: Sievershausen. Ein paar Häuser nur, aber ein großes Hotel (Hotel Fricke) und Restaurant mit einem ebenso großen Ballsaal. Jeden Samstag ging es dort hoch her. Besonders bemerkenswert ist die wunderschöne Bühnendekoration...
Die Morinos, der Name kam von dem Spitzen-Akkordeon der Firma Hohner, der Morino IV. In der Gegend war das die Top-Tanzkapelle, nicht nur für Samstag Abend, sondern auch für die meisten Schützenfeste in den Nachbardörfern.
In der Zwischenzeit hatte ich meine technische Ausrüstung gewechselt. Als Lautsprecher diente ein (zu der Zeit) riesiger 15 Zoll / 38cm Lautsprecher mit 100 Watt von Isophon, der mich 580 DM gekostet hatte, nicht gerade wenig. Beim Verstärker wechselte ich von Röhren zu Transistoren. Zu der Zeit bot gerade die US-Firma RCA erprobte Schaltungen und Transistoren für NF-Endstufen an. Ich nahm die 70 Watt Version und baute meinen eigenen Bassverstärker darum herum. Den habe ich immer noch, und er funktioniert auch immer noch.
Dies war die Besetzung in 1969 (von links):
Es ist heute kaum noch vorstellbar, aber zu der Zeit hat nicht nur das Publikum einen hohen Getränkeumsatz gehabt. Auch die Musiker beteiligten sich nach Kräften. Schließlich ging der Heimweg "nur" über die zu der Zeit völlig leere Autobahn A2.
Der Gastwirt, Hermann Fricke, ließ sich nicht lumpen und spendierte der Band an jedem Samstagabend eine große 1l-Flasche Jägermeister. Und weil auch immer genügend Runden vom Publikum ausgegeben wurden, da wurde diese Flasche nie ganz leer an dem Abend. Der Rest wanderte dann in einen der Schränke hinter der Büne.
Was für ein wunderschönes Gefühl, wenn man dann am nächsten Samstagnachmittag nach Sievershausen kam und seine Sachen aus dem Schrank nahm. Da stand noch ein Rest vom letzten Samstag, schön durchgewärmt. Das ist der Grund dafür, dass ich auch heute noch keinen gekühlten Jägermeister mag.